PROJEKT 364 - Abschlussbericht

Ein ganzes Jahr ist es jetzt her, dass ich das PROJEKT 364 gestartet hatte, vor mehr als einem Jahr hatte ich mir die Frage gestellt, ob man mit einem Smartphone gute Fotos machen kann. Jetzt nach 364 Fotos mit dem Smartphone ist das PROJEKT 364 beendet.
Gottseidank ist es vorbei oder ist es vielleicht doch schade?
Ich muß schon sagen, dass ich recht froh bin, dass das Fotoprojekt, die 364 Tage vorüber sind. Es war ein recht langer Zeitraum und ich hatte so einige Hürden zu bewältigen, gerade in der zweiten Hälfte häufte es sich, dass ich ein kleines Formtief hatte und am liebsten das Handtuch schmeißen wollte. Dann schaffte ich es aber wieder ein recht gutes Foto hinzubekommen und wurde dann bei Facebook und Google+ mit vielen "gefällt mir", "+1" und "Kommentaren" belohnt, sodass ich recht schnell wieder gefallen an meinem Projekt hatte, das Tief wurde überwunden. Ich bin zwar froh, dass es vorbei ist, aber dennoch hatte ich verdammt viel Spaß bei der Aktion und ich möchte diese Zeit und die Erfahrung die ich machen konnte nicht missen.


Kann man mit einem Smartphone gute Fotos machen? 

Die Antwort ist ein ganz klares JA.
Zuerst muß man sich natürlich die Frage stellen, was ein "gutes" Foto überhaupt ist. Es gibt so viele Stilrichtungen und die Geschmäcker sind auch bei jedem anders, also wie erkennt man dann ein gutes Foto? Die Antwort auf diese Frage kann man ganz leicht mit einem Zitat von
Henri Cartier-Bresson "Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut" beantworten. Ziel eines Hobby-/Fotografen sollte es sein, den Betrachter mit seinem Werk zu fesseln, ihn zu bannen und zu sorgen, dass er das Bild quasi mit seinen Augen erforscht.

Um das hinzubekommen kann man allgemeine Gestaltungsregeln in der Fotografie anwenden, wie zum Beispiel der Aufbau des Fotos durch einen Vorder-, Mittel- und Hintergrund oder durch gezieltes suchen von Führungslinien, ein Weg oder eine Hecke zum Beispiel die von einer Ecke raus ins Bildinnere führt. Auch das beherzigen des Goldenen Schnittes, also ein Objekt niemals genau in die Mitte setzen sondern lieber ins rechte oder linke Drittel des Fotos platzieren, bzw. den Horizont bei einer Landschaftsaufnahme weiter oben oder unten ansetzen, kann eine Aufnahme sehr viel spannender wirken lassen. Es gibt noch einige Regeln mehr die man beachten könnte, um sein Foto besser wirken zu lassen, aber das würde hier jetzt den Rahmen sprengen. Einfach mal googlen oder aber noch ein bisschen warten bis ich mal vielleicht einen Post darüber mache ;-)
Wenn man seine eigene Position, also die Aufnahmeposition mal verändert, zum Beispiel aus der Hocke aus Bodennähe fotografiert bekommt man Aufnahmen hin mit einer Perspektive, die so noch nicht jeder gesehen hat und schon hat man ein Foto, was der Betrachter sich vielleicht mal intensiver anschaut.

Das alles bekommt man auch mit einem Smartphone hin.
Um auf die Frage jetzt zurückzukommen, ob man mit einem Smartphone ein "gutes" Foto hinbekommt, kann man das mit ruhigen Gewissen bejahen. Vorallem wenn man bedenkt, dass die Handys und gerade die darin befindlichen Kameras stetig weiterentwickelt werden und immer besser werden.
Dazu noch ein sehr passendes Zitat von Gisele Freund "Das Auge macht das Bild, nicht die Kamera".



Kann man ein gemachtes Foto auch mit dem Smartphone bearbeiten?

Oh ja, und zwar sehr gut sogar!
Es gibt hunderte, ach was sag ich tausende App's zum runterladen, kostenlose und welche, bei denen man einen sehr kleinen Einmalbetrag zahlen muß. Natürlich habe ich nicht alle ausprobiert, einige waren es aber schon.

Hängengeblieben bin ich bei Snapseed, ich würde sagen, dass 90% aller von mir, für das PROJEKT 364 gemachten Foto mit Snapseed bearbeitet wurden. Diese kostenlose Android App ist einfach der Hammer und lässt "fast" keine wünsche offen. An Bord sind eine große Anzahl von verschiedenen Filtern, die noch zusätzlich individuell verändert und angepasst werden können. Für die einfache Bildoptimierung hält die App auch alles bereit, was man sich nur so wünschen kann, Veränderung der Helligkeit, der Mittleren- und Dunklerenfarbtöne, anpassen des Kontrastes und der Farbsättigung, sowie die Farbtemperatur. Es gibt sogar eine Selektive Bearbeitung, bei der man nur einen Teilbereich verändert, den man sich vorher ausgesucht hat. So kann man zum Beispiel ein einzelnes Objekt, unabhängig vom Rest des Bildes in Helligkeit, Kontrast und Sättigung optimieren. Snapseed würde ich als ein "must-have" bezeichnen, es sollte wirklich auf keinem Smartphone fehlen.
Das einzigste was fehlt ist eine Funktion um eventuelles Rauschen zu minimieren, Bildrauschen ist eine Störung die zum Beispiel auch bei sehr kleinen Sensoren auftritt, gerade in sehr dunkleren Bereichen werden dann plötzlich verschieden farbige Pixel sichtbar. Es gibt noch mehrere Kriterien, wie Rauschen auftreten kann, ... Fakt ist einfach, gerade bei Handys kommt es sehr schnell zu diesen unschönen Störungen im Bild.

Diese Rauschunterdrückung kann man aber bei der App Pixlr Express wunderbar anwenden, funktioniert auch wirklich sehr gut. Auch der Tilt-Shift Effekt ist hier viel besser zu handhaben, bei Snapseed ist dieser sehr friemelig, fast schon unbrauchbar. Zu dem hat Pixlr Express wirklich sehr viele Filter, mehr als Snapseed, allerdings kann man diese auch nicht individuell nach seinen Vorstellungen verändern.

Eine weitere App, die ich gerne benutzt habe ist PicsArt, eine Bildbearbeitungs-App bei der man seiner Kreativität freien Lauf lassen kann. Ein recht hohe Anzahl verschiedener Filter sind vorhanden, die man ähnlich wie bei Photoshop als Ebenen anwendet. Man kann dann zum Beispiel ein Foto so in Schwarzweiß umwandeln und "malt" dann einzelne Teilbereiche, vom ursprünglichen farbigen Bild wieder zurück. Somit hätte man dann recht schnell ein ColorKey kreiert. Mit der App kann man noch Aufnahmen verzerren, spiegeln und auf viele andere Arten manipulieren. Für die kreativen Köpfe unter Euch lohnt es sich auf jedenfall mal sich diese App an zugucken.



Was habe ich persönlich bei dem Fotoprojekt gelernt?

Sehr, sehr viel habe ich in diesen 364 Tagen gelernt. Zum einen traue ich mir jetzt auch zu, bei nicht optimalen Lichtverhältnisse mit meinem Smartphone ein vernünftiges Foto zu machen. Zum anderen kann ich eine Aufnahme mit diversen App's genau so bearbeiten, wie ich es haben möchte, dass ohne viel Aufwand und in kürzester Zeit. Von den 364 Bildern, die ich für das PROJEKT 364 gemacht hatte, habe ich für ein Foto selten länger als 2 Minuten gebraucht bis es fertig war.

Aber am meisten konnte ich mein fotografisches Auge schulen. Als Hobbyfotograf geht man ja schon mit weitgeöffneten Augen durchs Leben, man achtet viel mehr auf Kleinigkeiten, richtet den Blick auch mal öfter nach oben, die Hausfassaden entlang oder nach unten, den Boden nach geeigneten Motiven absuchend. Durch mein Projekt, jeden Tag, wirklich jeden Tag ein Foto zu machen war ich im Zugzwang und somit natürlich auch ständig, gezielt auf der Suche nach etwas, was man auf den Sensor bringen könnte. Ich merke selber, wie sich diesbezüglich mein Bewusstsein stark verändert hat, ob ich mit dem Hund unterwegs bin, einkaufen gehe oder auf dem Weg zur Arbeit, ich ertappe mich immer wieder wie ich die Umgebung nach möglichen Fotomotiven absuche. Ich möchte mal behaupten, dass dieses Jahr, dieses Projekt, das PROJEKT 364 meine Zukunft, aus der fotografischen Sicht enorm beeinflussen wird. Ich habe während des Fotoprojektes Fotos produziert, da wäre ich im Leben nicht vorher darauf gekommen so was zu fotografieren, und die Ergebnisse lassen sich dann auch noch sehen.




Fazit

Mit einem Smartphone kann man gute Fotos machen, beschäftigen man sich damit vielleicht dann auch noch ein wenig, zum Beispiel mit der Wahl der Belichtungsmessung (Matrix, Mittelbetont, Spot) und durch die Belichtungskorrektur (+/-) kommt man selbst bei schwierigen Lichtsituationen spielend zurecht.
Learning by doing

Die Bildbearbeitung, sei es eine Optimierung oder eine Manipulation des Fotos wird einem durch diverse App's sehr einfach gemacht. Sie sind einfach zu bedienen, meist kostenlos und liefern spitzen Ergebnisse ab. Wenn ich mir so manche Handyfotos, gerade bei Facebook anschaue, frage ich mich warum man nicht einfach mal etwa 20 Sekunden Zeit investiert. Den Kontrast etwas erhöhen um das Bild etwas knackiger zu machen, die Helligkeit anpassen und das Foto dann noch zum Schluss etwas nachschärfen; fertig, die Aufnahme wird nicht wiederzuerkennen sein.

Jedem Hobbyfotografen, der sich vielleicht in einem kreativen Tief befindet, bei dem die Gefahr besteht den Spaß an seinem Hobby zu verlieren kann ich so ein Fotoprojekt nur ans Herz legen. Es muß ja nicht unbedingt so ein Mammutprojekt wie ein 364 Projekt sein, wobei ich den Zeitspanne von einem Jahr genau richtig finde, um sein fotografisches Auge zu schulen und um sich selber einfach mal herauszufordern.
Jedem der mit den Gedanken spielt so ein oder ein ähnliches Fotoprojekt zu starten möge sich bitte bei mir melden, ich würde dieses Projekt dann aus Interesse gerne verfolgen. 


Danke !!!

Ich möchte mich zum Schluss bei allen bedanken, die mein PROJEKT 364 verfolgt habe und mir mit den vielen "gefällt mir" und den "+1" ermutigt haben weiter zu machen und nicht aufzugeben. Auch für diverse Kommentare möchte ich mich bedanken, meist waren sie positiv, machmal musste ich aber auch mal wachgerüttelt werden.


Einen weiteren besonderen, einen ganz großen Dank gebührt natürlich auch meiner Lebensgefährtin Christina, ich hatte zwar vorher mit Ihr besprochen, was für ein Projekt ich vor hatte, aber keiner wusste genau, was auf uns zukommen würde. Trotz Ihrer Schwangerschaft und die Geburt unseres Sohnes hat sie mich bei dem PROJEKT 364 ständig unterstützt. Oft saßen wir Abends zu Hause und sichteten gemeinsam die Fotos, die Wahl welche Aufnahme ich wohl posten sollte hat sie mir so manchesmal dann auch abgenommen.
Danke Schatzi!!!



Ich möchte hiermit diesen Abschlussbericht und somit auch das PROJEKT 364 mit einem Zitat beenden.

"Ohne Fotografie ist der Moment für immer verloren, so als ob es ihn nie gegeben hätte."
Avedon, Richard

Euer Andreas





 





Kommentare

  1. Deinen Ausführungen kann man nichts mehr hinzufügen - ist schon alles gesagt. Außer:

    DANKE

    für die vielen tollen Fotos.
    Peter

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    1. Ich danke Dir Peter für Dein Feedback, sowohl hier zu dem Beitrag, wie auch zu den einzelnen Fotos meines Fotoprojektes.

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  2. Lieben Dank für deinen 364er Beitrag. Das mit dem Durchhänger über diesen doch langen Zeitraum kann ich gut nachvollziehen. Um so mehr freue ich mich, das du das Projekt wirklich von vorne bis hinten durchgezogen hast. Die Fotos sind ein Hingucker, das Projekt ist ein Erfolg!

    Herzliche Grüße

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  3. Es freut mich, dass Dir die Fotos und das ganze Projekt gefallen hat. Ich danke Dir für Deine Feedbacks.
    Gruß, Andreas

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